Die Linien
des Z-Stammbaums –
Zerweck /
Zerwekh / Zerrweck / Zehrweck-Ursprünge
Erforscht man eine Familie mit einem nicht so häufigen
Familiennamen wie Zerweck, dessen Herkunft und Bedeutung sich ja nicht so ohne
weiteres erschließt, so hofft man stillschweigend – anders als etwa bei einer
Familie Müller oder Roth oder Hansen – dass sich alle Träger dieses Namens auf
einen gemeinsamen Vorfahren zurückführen lassen. Davon sind wir leider nach wie
vor weit entfernt, und man darf wohl auch bezweifeln, ob dies jemals gelingen
wird.
Es kann deshalb sicherlich schon als Erfolg gewertet werden, wenn
sich der allergrößte Teil der Zerwecks in diesem Internet-Stammbaum auf zwei
oder drei Vorfahren zurückführen lässt, welche im 16. und 17. Jahrhundert
gelebt haben, also 10 bis 14 Generationen vor den heute lebenden Zerwecks.
Ein wesentliches „Nest“, aus dem die Vorfahren von weit mehr als
der Hälfte aller Zerwecks stammen, liegt im Herzen Württembergs, in
Untertürkheim, einem Weingärtner-Dorf wenige Kilometer Neckar-aufwärts von
Cannstatt (beides heute Stadtteile von Stuttgart). Leider sind bei einem
Franzosenüberfall im Zusammenhang mit dem pfälzischen Erbfolgekrieg zusammen
mit Kirche und Pfarrhaus 1694 auch die älteren Kirchenbücher in Untertürkheim
verbrannt, so dass man dort für das 16. und 17. Jahrhundert nur einzelne Namen
z.B. aus „Güterbüchern“ kennt, nicht jedoch deren familiären Zusammenhang.
In Güterbüchern werden naturgemäß vor allem Weingärtner und Bauern
genannt. Bereits 1603 hat jedoch ein aus Untertürkheim stammender „Konstanzer
Priester und Vikar im St. Albans-Stift zu Mainz“ namens Johann Jakob Zerweckh in seinem Testament eine von der Gemeinde
Untertürkheim verwaltete Stiftung von 200 Gulden hinterlassen, aus deren Ertrag
Studierende – vorwiegend, aber nicht nur aus der Familie Zerweck – jeweils 6
Jahre lang ein Stipendium erhalten sollten. Diese Stiftung blieb bis Anfang des
20. Jahrhunderts in Kraft! Was es damit auf sich hat, dass in den Jahren vor
1600, zu einer Zeit, als das ganze Herzogtum Württemberg – und damit natürlich
auch Untertürkheim – längst evangelisch war, ein Mann aus Untertürkheim
katholischer Priester wurde und dann eine Stiftung machte, die in der Folgezeit
ganz selbstverständlich Studenten der evangelischen Theologie zugute kam, ließ
sich leider bisher nicht ermitteln.
Aus noch früherer Zeit kennen wir einen evangelischen Theologen,
Lateinlehrer in Maulbronn und Leiter der Lateinschule (Präzeptor) in Marbach, Alexander Zerweck (verstorben 1572),
von dem am Chor der Marbacher Alexanderkirche ein schöner Grabstein zu sehen
ist. Ob und wie dieser Alexander Zerweck, der laut Tübinger
Immatrikulationsliste aus Marbach stammt, mit den Untertürkheimer Zerweck
verwandt ist, ließ sich ebenfalls bisher nicht ermitteln. Beim großen Marbacher
Stadtbrand von 1693 sind leider die älteren Kirchenbücher des ganzen Dekanats
mit verbrannt!
Der älteste in einem Kirchenbuch auftauchende Namensträger ist ein Jerg Zerweckh aus Untertürkheim, der
bei der Hochzeit seines Sohnes Johannes in Uhlbach im Jahre 1614 als (bereits
verstorbener) Vater des Bräutigams eingetragen wurde (oft irrtümlich Johannes
Jerg genannt). Anhand von Kirchenbüchern lässt sich in der Folge nachweisen,
dass alle Fellbacher, Uhlbacher, Rommelshauser, Herrenberger, Freudentaler,
Cannstatter und Leonberger Zerweck und Zerrweck, mit allen Verzweigungen im In-
und Ausland, v.a. auch in den USA, von diesem Jerg Zerweck, seinem Sohn Johannes Zerweck (+ vor 1640) und
seinem Enkel gleichen Namens („Johannes
(Hans) Zerweck aus Uhlbach“, *1617) abstammen.
Eine zweite Linie der Untertürkheimer Zerweckh und Zerweck – und
damit die gesamte spätere „Untertürkheimer Linie“ – kann auf einen Johann Jacob Zerweckh (*1669) zurückgeführt werden, dessen
Verwandtschaft mit dem obigen Jerg Zerweck zwar vermutet, aber nicht
nachgewiesen werden kann (Enkel oder Urenkel? Großneffe?). Zu dieser
Untertürkheimer Linie gehört auch der Missionar Nathanael Zerweck (1868 – 1937), von dem wiederum der Zweig der von
Velsen-Zerweck abstammt, ebenso die Rietenauer Linie sowie ein großer Teil der
Zerweck und Zerwekh in den USA und in Chile.
Ein dritter großer Zweig der Familie Zerweck stammt von einem Georg Zehrweck ab, der vor 1640 geboren
und vor 1688 gestorben ist. Dieser Georg Zehrweck (seine Nachkommen ließen das
„h“ weg) war „hochgräflicher Amtskeller (d.h. Verwalter) der Grafen von Erbach-Erbach
auf Burg Reichenberg bei Reichelsheim im Odenwald. Von ihm stammen die Zwingenberger Zerweck und deren
Nachkommen in den USA ab (Zwingenberg / Bergstraße). Irgendeine Beziehung
dieses Georg Zehrweck mit den Untertürkheimer Zerweck/Zerweckh konnte bisher
nicht ermittelt werden.
Kurioserweise entstand jedoch viel später in den USA dadurch eine
echte Verwandtschaft zwischen der Zwingenberger und der Untertürkheimer Linie,
dass William G. Zerwekh, dessen Vater Gottlob Jacob Zerwekh 1853 aus Untertürkheim
ausgewandert war, im Jahre 1891 eine Wilhelmine Gertrude Zerweck heiratete,
deren Vater Johann Georg Zerweck 1836 noch in Zwingenberg geboren, aber als
Kind mit seinen Eltern schon 1837 nach USA ausgewandert war.
Neben diesen drei großen Abstammungslinien – zwei aus
Untertürkheim, eine aus Zwingenberg / Bergstraße – gibt es noch einige kleinere
„Inseln“, Gruppierungen von 2 bis 4 Generationen des Namens Zerweck, bei denen
jedoch eine Verbindung mit den großen Linien (noch) nicht gefunden werden konnte.
Hierzu gehören als wichtige Gruppe insbesondere alle die Zerweck, die in und um
Rheinfelden sowohl auf der deutschen als auch auf der Schweizer Seite des
Rheins leben. Dazu kommen noch zahlreiche einzelne Familien und Einzelpersonen
des Namens Zerweck, deren Verwandtschaftsgrad ebenfalls noch zu erforschen
wäre.
Es ist eine der Hoffnungen, die ich mit der Veröffentlichung des
Stammbaumes im Internet verbinde, dass sich Mitglieder dieser
„Insel-Stammbäume“ und einzelne Träger des Namens Zerweck bei mir melden, und
dass wir dann gemeinsam die Verwandtschaftslinien ergänzen können.
Andererseits denke ich inzwischen realistischer auch über die
Möglichkeit nach, dass unser Name mehrfach an verschiedenen Orten entstanden
sein könnte. Besonders die Tatsache, dass auf den Einwandererlisten der USA
mehrfach „Zerwick“ auftauchen, die aus dem Gebiet der
heutigen Slowakei stammen, könnte ein Hinweis darauf sein, dass der gleiche
oder ähnliche Name auch in Osteuropa vorkommt oder vorkam, ohne dass eine
Verbindung zu den württembergischen oder südhessischen Zerweck bestehen muss.
Natürlich könnte man nun auch darüber spekulieren, ob diese osteuropäischen Zerwick-Vorkommen auf frühere Auswanderungen aus
Deutschland zurückgehen könnte, oder ob umgekehrt die Vorfahren der württembergischen
und der südhessischen Zerweck noch viel früher von dort gekommen sind – all
dies muss wohl für immer Spekulation bleiben.
Korntal-Münchingen, 21. September 2009
Günter Zerweck